Im Rahmen meines Jurastudiums an der Humboldt-Universität zu Berlin hatte ich im Sommer 2016 über ERASMUS+ die Möglichkeit, ein dreimonatiges Praktikum bei der Kanzlei Mariscal Abogados in Madrid zu absolvieren.
Gleich am ersten Tag wurde ich in den Arbeitsalltag der etwa mittelgroßen Kanzlei eingebunden. Dieser umfasst hauptsächlich die Betreuung und Beratung nichtspanischer Mandaten – insbesondere aus dem französisch-, deutsch- und englischsprachigem Raum – in Themen des Handels- und Gesellschaftsrechts, Arbeitsrechts und Zivilprozessrechts sowie spezielleren Rechtsgebieten wie M&A oder Insolvenzrecht. Durch diese internationale Ausrichtung spricht das gesamte Team neben Spanisch auch jeweils Französisch, Deutsch und/oder Englisch, und ist jederzeit bereit, dem anfangs ggf. überforderten Praktikanten in einer dieser Sprachen auszuhelfen.
Mein Aufgabenbereich in der Kanzlei umfasste im Wesentlichen zweierlei: einerseits die Übersetzung und Korrektur von Artikeln, Verträgen, Verfahrensdokumenten und dem Schriftverkehr mit Mandanten von Englisch, Spanisch oder Deutsch auf die jeweils gewünschte Sprache, und andererseits die Unterstützung der anwaltlichen Tätigkeit durch juristische Recherche, die Lösung kleinerer Rechtsfragen, das Verfassen von Artikeln, juristischen Dokumenten, Rechnungen und Schriftverkehr. Weiterhin habe ich Botengänge zu Notariaten oder dem Handelsregister erledigt und einem arbeitsrechtlichen Schiedsverfahren beigewohnt, kurzzeitig Aufgaben des Sekretariats übernommen sowie die Marketing-Abteilung in diversen Angelegenheiten, wie der Acquise von Klienten oder der Weiterentwicklung der Mariscal-App, unterstützt. Nicht zu vergessen ist der regelmäßige Austausch (und auch der ein oder andere Kaffee in der Kanzleiküche) mit den übrigen Praktikanten, die aus Frankreich, Deutschland, England und Tschechien stammten. Ausreichende Sprachkenntnisse waren dabei unerlässlich: zwar war ich hauptsächlich der deutschen Abteilung zugeteilt, aber auch in dieser wird teilweise auf Spanisch und Englisch gearbeitet, und in der Kanzlei wird unter den Anwälten und Praktikanten meist Spanisch gesprochen.
Das Praktikum hat mir somit einen umfassenden Einblick in den Arbeitsalltag einer Kanzlei und vor allem die anwaltliche Tätigkeit ermöglicht, und neben der Verbesserung meiner Sprachkenntnisse habe ich sowohl einen tieferen Einblick in das deutsche Recht erhalten, als auch meine Kenntnisse im spanischen Recht erweitern können. Das Team von Mariscal Abogados hat mir dabei jederzeit geholfen und sich bemüht, mich – auch während der Madrider Sommerpause im August – ausreichend zu beschäftigen und in ihre Tätigkeiten einzubinden. Obwohl ich aufgrund der Anforderungen meiner Universität sowohl morgens als auch nachmittags gearbeitet habe, blieb neben der Arbeit auch noch genug Zeit, die Stadt Madrid und den Rest Spaniens zu erkunden.
Wer also über ausreichende Deutsch-, Spanisch- und/oder Französisch- und Englischkenntnisse verfügt und Lust auf einen Aufenthalt bei einer international ausgerichteten Kanzlei im sonnigen Madrid hat, dem kann ich ein Praktikum bei Mariscal Abogados uneingeschränkt empfehlen.
Anna-Lena Priebe
Humboldt Universitât Berlin