Nach meinem Bachelor-Abschluss in Rechtswissenschaften an der Universität Luzern/CH wusste ich, dass ich Praxiserfahrung sammeln möchte bevor ich meinen Master in Angriff nehme. Wieso nicht gleichzeitig meine Sprachkompetenzen erweitern, dachte ich mir. Sodann surfte ich also im Internet auf der Suche nach einer geeigneten Praktikumsstelle. Daraufhin stieß ich auf der Homepage der Universität Luzern auf das Praktikumsangebot von Mariscal Abogados. Ich bewarb mich prompt auf die Stelle und bekam auch umgehend Antwort. In der weiteren Korrespondenz erhielt ich eine Probeübersetzung zur Einschätzung meiner sprachlichen Kompetenzen in Spanisch und Englisch. Nach Unterzeichnung des Praktikumsvertrages, hatte ich mir also eine Stelle für den Frühling 2017 für drei Monate gesichert.
In Madrid angekommen – ich bin einige Tage vor Arbeitsbeginn angereist, um auf Wohnungssuche zu gehen und mich ein wenig zurechtzufinden – machte ich mich auf den Weg meinen Arbeitsplatz ausfindig zu machen. Er liegt in der Nähe des Retiro-Parkes im schönen und gepflegten Viertel Salamanca. Die Kanzlei beschäftigt sich vorwiegend mit internationalen Angelegenheiten, sie berät vor allem Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit wirtschaftsrechtlichen Interessen in Spanien.
Mit der Internationalität als Stichwort, lässt sich auch der Arbeitsalltag in der Kanzlei beschreiben. Anfängliche Sprachbarrieren können schnell überwunden werden, da eine überwältigende Mehrsprachigkeit in der Kanzlei herrscht. Dennoch wird untereinander meist Spanisch gesprochen, solide Vorkenntnisse in der spanischen Sprache sind daher unerlässlich, sicherlich ist auch Englisch, Deutsch und/oder Französisch von Vorteil. Auch der Austausch mit den anderen Praktikanten aus allen Ecken Europas und z.T. auch darüber hinaus, ist sehr interessant. Man erfährt wie Rechtssysteme in anderen Ländern funktionieren und wie das Studium der Rechtswissenschaften anderswo aufgebaut ist. Die Erweiterung des eigenen Horizontes ist auf jeden Fall gewährleistet.
Zu meinen Aufgaben gehörten vor allem das Übersetzen von Fachartikeln, Publikationen und Verträgen, sowie die Erstellung von Zusammenfassungen von Dokumenten für die Klienten. Aber auch Botengänge zum Handelsregisteramt gehörten dazu. Ab und an hatte ich auch die Möglichkeit Entwürfe von Verträgen, Bescheinigungen und Berichten zu erstellen.
Als Praktikant steht es einem frei zu entscheiden, ob man die Morgenschicht (9:30 – 14:00 Uhr) oder Nachmittagsschicht (15:00 – 19:00 Uhr), oder beide wählen möchte. In meinem Fall hatte ich also jeweils um 14:00 Uhr Feierabend und daher ausreichend Zeit die Stadt zu erkunden und die Frühlingssonne zu genießen.
Neben der Verbesserung meiner Sprachkompetenzen habe ich eine erlebnisreiche und spannende Zeit in Madrid verbracht. Ich gewann einen Eindruck wie eine international tätige Kanzlei funktioniert und ich konnte mich mit den Rechtsgebieten anderer Länder als der Schweiz befassen. Am meisten schätzte ich den Austausch mit den anderen Praktikanten über deren Universitäten und Erfahrungen. Auch wage ich zu behaupten, fast jeden Winkel der Stadt erkundet zu haben, dennoch gibt es noch weitere Dinge zu sehen, die mich veranlassen zurückzukommen.
Chantal Huber
Universität Luzern – Schweiz