Aktuelles zur Insolvenz in Spanien (1): Wie geht es nach dem neuen Moratorium weiter?

Die negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die finanzielle Situation weltweit, die durch die Covid-19-Pandemie verursacht wurden, in Gestalt des Einbruchs der Wirtschaftsaktivität sowie der Beschäftigung, zusammen mit den Konsequenzen, die damit einhergehen, haben zu einem beachtlichen Liquiditätsdefizit bei den Unternehmen geführt. Vielmals droht das besagte Liquiditätsdefizit zu einem dauerhaften Problem der Kreditwürdigkeit zu werden, das eine Gefahr für das Überleben der Unternehmen und speziell der kleineren und mittleren Unternehmen im Tourismus- und Hoteleriesektor darstellt, jedoch gleichermaßen für die damit verbundenen Sektoren Freizeit und Kultur.

Die Zeitung Expansión veröffentlichte am vergangenen 2. Mai die jährlichen Wirtschaftsdaten für das Jahr 2020, die die spanische Regierung der Europäischen Kommission mitteilte:

  • Einbruch des BIP um 9,2 % bei 19% Arbeitslosigkeit
  • Rückgang des Konsums um 8,8 %
  • Rückgang der Exporte um 27,10 %
  • Anstieg der Verschuldung um 10,3 %

Weiterhin wies die Banco de España am vergangenen 11. Mai darauf hin, dass das Niveau des BIP vor der Krise frühestens im Jahr 2023 erreicht werde, auch wenn die Erholung der Wirtschaft bereits ab der zweiten Hälfte dieses Jahres einsetzen könnte. Zwar stellen sich die Zahlen außerordentlich negativ dar, doch befinden wir uns in einer ähnlichen Situation wie derjenigen nach der letzten Krise.

Wie bereits in diesem Zusammenhang festgestellt, befinden sich viele spanische Unternehmen in großen Schwierigkeiten ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen, weshalb es zu einem erhöhten Aufkommen an Insolvenzanträgen von Gläubigern gekommen ist, was voraussehbar bis zum Ende des Insolvenzmoratoriums (derzeit auf den 31. Dezember 2021 festgelegt) weiter schrittweise ansteigen wird und, wenn dieses einmal beendet ist, wahrscheinlich zu einer Explosion an Insolvenzanträgen führen wird.

Wenn wir uns bezüglich der jährlichen Anzahl an Insolvenzen auf die Daten der Jahre 2017 bis 2019 fokussieren – in einer Phase des Wachstums und ohne Wirtschaftskrise – erkennen wir, dass die Anzahl der jährlichen Insolvenzen bereits steigend war. Dies führt aus heutiger Sicht zu einer enormen Komplexität, eine annähernde Schätzung der Anzahl der Insolvenzanträge vorzunehmen, welche wir in den kommenden Monaten/Jahren erleben werden.

Entsprechend der vorgenommenen Schätzungen durch das Justizministerium, wird ein Anstieg der Insolvenzen von 619 % in diesem Jahr erwartet. Andere Studien bestätigen, dass wir die Marke von 50.000 Insolvenzen in 2021 erreichen könnten.

Gemäß einer Studie über Insolvenzen und Auflösungen, durchgeführt durch Informa D&B, wurden allein im März 2021 eine Gesamtzahl von 630 Unternehmensinsolvenzen (82% Kleinstunternehmen, 16% Kleinunternehmen und 1,5% mittlere Unternehmen) sowie 2.572 Auflösungen in Spanien registriert, was sowohl einen Anstieg an Insolvenzverfahren von 15% im Bezug zum Vormonat bedeuten würde, als auch einen Anstieg um 103% im Bezug zum selben Monat im Jahr 2020, wobei es sich um die höchsten Zahlen an Insolvenzen seit Oktober 2014 handelt.

Geografisch gesehen stechen hinsichtlich der registrierten Insolvenzzahlen der einzelnen autonomen Regionen Katalonien, Madrid, und Valencia hervor, die annähernd 60% der gesamten Insolvenzen des ersten Trimesters von 2021 ausmachen.

Wenn man im Blick behält, dass die Gerichte bereits in den Jahren 2017 bis 2019 überlastet und unfähig waren, die Gesamtzahl der Insolvenzverfahren wahrzunehmen, und das trotz der Einführung verschiedener neuen turnusmäßigen Handelsgerichts, und man weiter die alarmierende Anzahl an Insolvenzen im Blick behält, die bereits 2021 erklärt wurden, ist es schwer sich vorzustellen, dass die Gerichte die Lawine an Insolvenzen sowohl während 2021 als auch speziell nach dem Ende des Moratoriums bewältigen können.

Gleichzeitig steigen auch die Unternehmensauflösungen; nach einer Studie von Crédito y Caución, sahen sich zwischen Januar und April des Jahres 202 mehr als 10.000 Betriebe gezwungen, den Geschäftsbetrieb einzustellen.

Als positive Nachricht bleibt dennoch zu erwähnen, dass die Anzahl an Neugründungen einen spürbaren Anstieg in der Mehrheit der Regionen erlebt. Ebenso hat sich die Anzahl der im Handelsregister verzeichneten Kapitalerhöhungen vervielfacht. Beides sind Gründe, die eine Wette auf bestimmte Unternehmensbereiche erahnen lassen, um ihre Projekte voranzutreiben und sogar neue Unternehmensaktivitäten in dieser Krisenzeit zu beginnen.

Saphira Mouzayek

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