David Markworth, Januar – März 2017

David Markworth | Mariscal & Abogados
David Markworth

Auf Mariscal Abogados bin ich im Internet gestoßen, wusste über die Kanzlei vor Beginn meiner Station jedoch nicht viel mehr, als dass ihr Tätigkeitsprofil meinen Interessen entsprach. In Madrid angekommen, wurde ich dann mehr als angenehm überrascht.

Die hellen Kanzleiräumlichkeiten befinden sich in einem Altbau im edlen Geschäfts- und Villenviertel Salamanca, nahe dem Retiro-Park und der Einkaufsmeile Calle Serrano. Die Kanzlei ist – gerade für spanische Verhältnisse – relativ klein. So sind am Standort Madrid nur vier Partner und etwa ebenso viele Associates tätig. Trotz dieser geringen Größe fällt schnell die sehr internationale Ausrichtung ins Auge. Es gibt sowohl einen deutschen, als auch einen englischen und französischen Desk und beinahe jeder Anwalt ist zumindest fließend dreisprachig. Zudem absolvieren beständig Praktikanten aus der ganzen Welt bei der Kanzlei einen Teil ihrer Ausbildung.

Tätigkeitsschwerpunkte von Mariscal Abogados sind das Gesellschafts-, Arbeits- und Insolvenzrecht, weshalb es sicherlich von Vorteil, jedoch nicht unbedingt zwingend ist, wenn man als Referendar bereits Erfahrungen in einem dieser Rechtsgebiete gesammelt hat und sich für die Materie interessiert. Als deutscher Referendar wird man durch Herrn Karl Lincke ausgebildet, einen deutschen Rechtsanwalt und spanischen Abogado, der schon lange in Spanien tätig ist. Auch mit den anderen Anwälten der Kanzlei arbeitet man aber regelmäßig zusammen. Anders als bei vielen anderen Kanzleien, die deutsche Referendare im Ausland ausbilden, wird man bei Mariscal Abogados vom ersten Tag an voll in die Mandatsarbeit eingebunden. Dies geht so weit, dass man kleinere Mandate nahezu komplett selbständig bearbeitet. Die Aufgaben des deutschen Rechtsreferendars reichen dann von der Ausarbeitung zweisprachiger Verträge im Gesellschafts- und Arbeitsrecht, (auch tiefergehenden) Recherchen zu Fragen des spanischen Rechts, bis hin zur Vorbereitung der Kommunikation mit den Mandanten oder spanischen Notaren. Lehrreich und abwechslungsreich ist die Tätigkeit bei Mariscal & Abogados insbesondere, da viele deutschsprachige Mandanten betreut werden, die Hilfe bei Angelegenheiten in Spanien suchen. Dadurch erhält man schnell ein Gefühl dafür, wie viel Fingerspitzengefühl nötig ist, um deutschen Mandanten die Eigenheiten des spanischen Rechts, insbesondere die sehr häufigen Beurkundungsvorgänge, näherzubringen.

Das Anforderungsprofil der Kanzlei umfasst in jedem Fall solide Spanisch- und Englischkenntnisse, zu denen ein Interesse am ausländischen Recht hinzutreten sollte. Inwiefern die eigenen Spanischkenntnisse für die Tätigkeit in einer spanischen Kanzlei ausreichen, kann wohl Jeder selbst am besten beurteilen. Allerdings übersendet die Kanzlei einem im Rahmen der – informell per E-Mail möglichen – Bewerbung einen spanischen Rechtstext zur Übersetzung, der eine ziemlich gute Einschätzung der eigenen Fähigkeiten ermöglicht.

Wer die sprachlichen Hürden überwunden hat, dem bietet die Kanzlei eine spanisch geprägte, sehr herzliche und kollegiale Arbeitsatmosphäre. Gerade die vielen anderen internationalen Referendare und Praktikanten ermöglichen einem Neuankömmling schnell, Anschluss zu finden. Hinzu kommen Arbeitszeiten, die den Bedürfnissen eines Referendars in der Wahlstation sehr entgegenkommen: Man arbeitet halbtags, entweder ab 9.30 Uhr bis 14.00 Uhr oder von 15.00 Uhr bis 19.00 Uhr und hat so genügend Zeit sich auf die Mündliche Prüfung vorzubereiten oder – so wie der Autor – ausführlich Stadt und Umland zu erkunden.

Dr. David Markworth
Rechtsreferendar